Wenn im Oktober die Temperaturen fallen, raschelt es in vielen Gärten: Igel machen sich bereit für den Winterschlaf. Doch nicht alle schaffen es aus eigener Kraft, sich rechtzeitig genug Fettreserven oder einen sicheren Unterschlupf zu suchen. Besonders Jungtiere und Tiere in stark bebauten Gebieten brauchen Unterstützung. Mit etwas Rücksicht und kleinen Handgriffen kannst du dazu beitragen, dass die stacheligen Gartenbewohner gut durch den Winter kommen.
🦔 Warum Igel Hilfe brauchen
Igel gehören zu den ältesten Wildtieren in unseren Städten und Dörfern. Früher fanden sie in Hecken, Reisighaufen und Streuobstwiesen ausreichend Nahrung und Schutz. Heute verschwinden viele dieser Rückzugsorte.
Laubbläser, Mähroboter und saubere Schottergärten lassen kaum noch Platz für Insekten oder Verstecke. Hinzu kommen Verkehr, Pestizide und immer mildere Winter, die den natürlichen Rhythmus der Tiere stören.
Ein erwachsener Igel muss vor dem Wintereinbruch mindestens 500 bis 700 Gramm wiegen, Jungtiere oft noch mehr.
Wenn sie dieses Gewicht nicht erreichen, droht ihnen während des Winterschlafs der Hungertod. Besonders in kalten, nassen Herbstphasen ist die Nahrungssuche schwer – genau dann sind unsere kleinen Hilfen entscheidend.
Igel im Siedlungsraum – ein gefährdetes Stadtwildtier
Auch in Städten und Vororten sind Igel längst heimisch. Sie nutzen Gärten, Parks und Friedhöfe als Lebensraum – aber dort lauern auch viele Gefahren:
Verkehr, offene Kellerschächte, Gartenteiche ohne Ausstiegshilfe oder Müllreste können für sie zur tödlichen Falle werden.
Zudem leben Igel oft auf engstem Raum: Studien zeigen, dass sich mehrere Tiere einen Lebensbereich teilen müssen, der früher einem einzelnen genügte.
Umso wichtiger ist es, dass wir Menschen Lebensräume wieder igelfreundlicher gestalten – ob im eigenen Garten, am Straßenrand oder auf öffentlichen Flächen.
So bereitest du deinen Garten igelfreundlich vor
🍂 1. Laub liegen lassen
Ein ordentlicher Garten ist für Igel kein Paradies.
Laubhaufen, Zweige und Pflanzenreste bieten wertvolle Verstecke. Statt alles zu entsorgen, lege an einer ruhigen Ecke deines Gartens einen Laubhaufen oder Reisighaufen an – das ist der perfekte Ort für den Winterschlaf.
🏡 2. Igelhäuser anbieten
Wenn kein natürlicher Rückzugsort vorhanden ist, kannst du ein Igelhaus aufstellen.
So ein Häuschen schützt die Tiere nicht nur vor Kälte, sondern auch vor Hunden, Katzen oder neugierigen Menschen.
Am besten baust du es selbst – das geht mit einfachen Materialien und etwas handwerklichem Geschick.
Wichtig: Der Eingang sollte klein (ca. 10 × 10 cm) und seitlich versetzt sein, damit keine Katzen hineinkommen.
Innen reichen etwas trockenes Laub und Stroh. Platziere das Häuschen an einem wettergeschützten, ruhigen Ort, z. B. unter Sträuchern oder an einer Hecke.
📄 Tipp: Eine sehr gute, bebilderte Anleitung mit Maßangaben und Materialliste findest du beim NABU:
👉 Bauanleitung für ein Igelhaus (PDF)
Das Haus sollte spätestens Anfang November bereitstehen, damit die Tiere es rechtzeitig annehmen können. Wenn du es jährlich an derselben Stelle aufstellst, wird es oft über mehrere Jahre genutzt.
🥣 3. Richtig füttern
Im Herbst, wenn das natürliche Nahrungsangebot knapp wird, kannst du Katzenfutter (ohne Fisch), Rührei oder ungewürztes Hackfleisch anbieten – dazu immer frisches Wasser.
Milch ist tabu, sie führt zu schweren Verdauungsproblemen.
Füttere nur für einige Tage, bis der Igel sichtbar kräftiger wirkt.
🚫 4. Gefahren vermeiden
Kontrolliere Laubhaufen vor dem Entsorgen oder Umsetzen, ob sich ein Igel darin versteckt.
Mähroboter und Freischneider nur tagsüber nutzen – viele Igel schlafen tagsüber im hohen Gras.
Verzichte auf Schneckenkorn und Pestizide, sie vergiften nicht nur Schnecken, sondern auch die Igel selbst.
Decke offene Kellerschächte oder Lichtschächte ab.
🌿 5. Auch ohne Garten helfen
Nicht jeder hat einen eigenen Garten – helfen kann man trotzdem:
Lass auf dem Balkon Blumentöpfe mit Laub oder Moos stehen, dort finden Insekten Unterschlupf, die Igel später fressen.
Unterstütze Tierschutzvereine oder Igelstationen mit Spenden.
Sprich mit Nachbarn über das Thema – Aufklärung hilft oft mehr als jede Einzelaktion.
Melde verletzte Tiere direkt bei Tierhilfen oder ATTiS e. V. in Augsburg.
Wie erkenne ich hilfsbedürftige Igel?
Nicht jeder kleine Igel braucht Hilfe.
Doch in diesen Fällen solltest du handeln:
Der Igel ist unter 400 Gramm schwer und wirkt abgemagert.
Er ist tagsüber unterwegs – Igel sind nachtaktiv.
Er taumelt, hustet oder ist verletzt.
Es friert oder schneit bereits, und er sucht noch Futter.
Dann darfst du ihn vorsichtig aufnehmen, in eine Kiste mit Handtuch und Wärmflasche setzen und eine Igelstation oder Tierhilfe (z. B. ATTiS) kontaktieren.
Wichtig: Igel niemals mit Milch füttern – lauwarmes Wasser und Katzenfutter genügen.
FAQ: Häufige Fragen
Soll ich Igel im Winter füttern?
Nein, während des Winterschlafs fressen Igel nichts. Wenn du sie im Herbst unterstützt, sind sie gut vorbereitet.
Wie erkenne ich, ob ein Igel schläft oder Hilfe braucht?
Ein schlafender Igel liegt eingerollt und ruhig da. Ein hilfsbedürftiger Igel ist meist apathisch, schwach oder läuft tagsüber herum.
Dürfen Kinder Igel anfassen?
Nur in Ausnahmefällen und unter Aufsicht. Igel sind Wildtiere – Streicheln bedeutet Stress. Lieber gemeinsam beobachten und lernen.
Gemeinsam stark für die kleinen Stachelritter
Ein Laubhaufen, ein bisschen Futter und ein offenes Auge – oft braucht es gar nicht viel, um einem Igel das Überleben zu sichern.
Wer aufmerksam durch den Garten geht, kann echten Tierschutz direkt vor der Haustür leisten.
Und vielleicht raschelt es dann im Frühling unter dem Strauch – wenn ein gesunder Igel aus seinem Winterschlaf erwacht.