Wenn das Jahr sich dem Ende zuneigt, freuen sich viele Menschen auf Silvester – für Tiere bedeutet dieser Tag jedoch Stress pur. Laute Böller, grelle Lichter und ungewohnte Gerüche können Angst und Panik auslösen. Doch mit etwas Vorbereitung lässt sich der Jahreswechsel für Hund, Katze & Co. deutlich entspannter gestalten.
Warum Tiere an Silvester so gestresst reagieren
Tiere haben ein feineres Gehör und nehmen Geräusche intensiver wahr als wir. Schon Tage vor Silvester erschrecken sie durch erste Knaller, fühlen sich unsicher und suchen Schutz. Besonders Wohnungskatzen und ängstliche Tiere reagieren mit Unruhe, Verstecken oder Appetitlosigkeit.
Hinzu kommen die für sie unverständlichen Veränderungen: grelle Lichter, Rauchgeruch, aufgeregte Menschen. All das wirkt auf Tiere bedrohlich. Sie wissen nicht, dass es „nur“ ein Feuerwerk ist – für sie bedeutet es Gefahr.
Frühzeitig trainieren: Geräusche und Routinen
Beginne idealerweise mehrere Wochen vor Silvester, dein Tier an Geräusche zu gewöhnen.
Spiele leise Feuerwerksgeräusche ab und steigere die Lautstärke nur langsam.
Belohne ruhiges Verhalten mit Leckerli oder Streicheleinheiten.
Bleibe selbst ruhig – Tiere orientieren sich an deiner Gelassenheit.
Bei Hunden kann auch gezieltes Desensibilisierungstraining helfen. Tiertrainer oder Verhaltenstherapeuten bieten dazu spezielle Programme an. Je früher du damit beginnst, desto besser lässt sich Angst abbauen.
Rückzugsorte schaffen
Richte deinem Tier rechtzeitig einen sicheren Ort ein, an dem es sich wohlfühlt – z. B. ein ruhiges Zimmer, eine Transportbox oder ein abgedunkeltes Versteck. Lege vertraute Decken, Lieblingsspielzeug oder Kleidung mit deinem Geruch hinein.
👉 Tipp: Schon ab Mitte Dezember sollte dieser Platz regelmäßig genutzt werden, damit das Tier ihn mit Sicherheit verbindet. Auch kleinere Rituale – wie Kuschelzeit am Abend oder ein festes Fütterungsschema – geben Sicherheit.
Fenster, Vorhänge, Musik – kleine Maßnahmen mit großer Wirkung
Schließe Fenster und Rollläden, um Lärm zu dämpfen.
Lass ruhige Musik oder den Fernseher laufen, um die Geräuschkulisse auszugleichen.
Bleibe selbst zuhause, wenn dein Tier sehr ängstlich ist. Deine Nähe wirkt oft beruhigender als jedes Medikament.
Auch Katzen profitieren von geschlossenen Räumen und vertrauten Gerüchen. Bei Freigängern gilt: spätestens am Nachmittag Katzenklappen verriegeln, damit sie sicher drinnen bleiben.
Beruhigungsmittel nur nach Rücksprache
Falls dein Tier extrem ängstlich reagiert, sprich frühzeitig mit deiner Tierärztin oder deinem Tierarzt. Es gibt pflanzliche Präparate, Pheromonstecker oder homöopathische Mittel, die unterstützend wirken können. Bitte niemals Medikamente ohne tierärztliche Beratung geben – einige ältere Mittel betäuben zwar, verstärken aber gleichzeitig das Angstempfinden, weil das Tier zwar hört, aber nicht reagieren kann.
Tierarzt & Verhaltenstraining – was du schon im Herbst tun kannst
Gerade sensible Tiere profitieren von einer langfristigen Vorbereitung. Ein Besuch beim Tierarzt hilft, mögliche gesundheitliche Belastungen auszuschließen, die Angst verstärken könnten (z. B. Herzprobleme oder Hörstörungen).
Tiertrainer empfehlen zudem kombinierte Ansätze:
Geräusch-CDs oder -Apps in Verbindung mit Belohnungssystemen.
Entspannungstraining über positive Verknüpfungen.
Bei Hunden: Nasenarbeit oder Kauartikel, um Stress abzubauen.
Wer früh genug beginnt, kann Angstreaktionen deutlich mildern – oft sogar dauerhaft.
Mythen rund um Silvesterangst – was wirklich hilft (und was nicht)
❌ „Trösten macht es schlimmer.“
Das stimmt so nicht. Du darfst dein Tier ruhig ansprechen oder sanft streicheln – solange du selbst gelassen bleibst. Deine Ruhe signalisiert Sicherheit.
❌ „Ohrenstöpsel oder Decken über den Kopf helfen.“
Das kann das Tier noch mehr verunsichern, weil es die Geräusche zwar hört, sie aber nicht mehr orten kann.
✅ Besser: Ruhige Hintergrundgeräusche, vertraute Umgebung und deine Anwesenheit.
Was du an Silvester selbst tun kannst
Gehe früh mit deinem Hund Gassi und lass deine Katze schon am Nachmittag im Haus – lange bevor die ersten Raketen gezündet werden.
Türen und Fenster schließen, Katzenklappen verriegeln.
Tier nicht trösten, sondern ruhig ansprechen und Sicherheit ausstrahlen.
Füttere am Abend etwas früher – ein voller Bauch wirkt beruhigend.
Lass dein Tier nicht alleine, falls es zu Panik neigt.
ATTiS-Tipp: Früh anfangen lohnt sich!
Die Vorbereitung auf Silvester beginnt am besten jetzt im November. Viele Ängste lassen sich durch Gewöhnung, sichere Rückzugsorte und deine Gelassenheit deutlich verringern.
Und falls du Nachbarn oder Freunde hast, die Böller planen: Sprich sie freundlich darauf an. Oft ist vielen gar nicht bewusst, wie sehr Tiere darunter leiden.
ATTiS engagiert sich jedes Jahr für mehr Rücksicht im Tierschutz – auch an Tagen, an denen es „nur“ laut ist. Denn für viele Tiere bedeutet Silvester puren Stress. Mit ein wenig Verständnis und Vorbereitung kannst du helfen, dass der Jahreswechsel für alle friedlich wird.